Jungfräuliches Papier

Jungfräuliches Papier hat immer etwas Magisches.

Es ist dir, als könntest du die Linien darauf erahnen, schon die ersten unwirklichen Worte sehen, sie erfühlen, wie uralte unbekannte Tempel-Fresken, nur darauf lauernd, ihre uralten brandneuen Geheimnisse preiszugeben.

Der Stift erweckt sie zum Leben, irreversibel, Graphit auf Papier, grau auf weiß, und nichts ist je wieder wie vorher.

Die Worte winden sich im Kopf, wie purpurne und goldene Schlangen, seltsam unvertraut und doch Kinder meines eigenen Ich´s.

Ich schreibe sie buchstäblich fest, pinne sie fest wie glitzernde bunte Schmetterlinge, silbern auf weiß, und die Zeit lässt sie verblassen.

Irgendwann sind sie Staub, und ein Druck presst sie zu Graphit, und irgendwann schreibt jemand mit meinen Worten vielleicht neue Worte, noch ungesehen.

to be perfect

perfekt.. ist ein seltsames wort. kommt aus dem lateinischen: etwas vollenden. ich will niemanden, der vollendet ist. ich will gemeinsam mit dir wachsen, dich aufblühen sehen, dich beim scheitern und wieder aufstehen begleiten, beobachten, wie das leben dich verändert. wie du alterst, und jeden tag mehr in dich selbst, in deine lebensgeschichte hineinwächst. ich werde dich immer ganz anders sehen als du dich selbst. und das ist gut so. du bist in deinen stiefeln viele meilen ohne mich gelaufen, und du weisst, wo sie drücken, und wo sie weich sind, und wo sie schmerzen, weil die sohle dünn geworden ist. ich kenne nur wenige geschichten davon, die blasen, die dabei entstanden, und die schuhabdrücke auf dem weg, und die gravuren und kratzer. einfach.. deine. unique. unverwechselbar. und umgekehrt.. lernst du meine genauso kennen. ich zieh mir deine schuhe nicht an – sie würden nie passen – und nicht darin laufen, weil deine fußabdrücke nunmal deine sein müssen. aber sie faszinieren mich, und ich hüte diese geheimnisse und geschichten, weil ich eben nun mal eine hüterin bin. und ich betrachte sie mit den augen einer hüterin: jedes kostbar für sich. das alles bist: du. das alles warst du. du. mit all der grossartigen ambivalenz, die dich zu dem wesen macht, das du bist und werden wirst. also bitte: hab nie den anspruch, „vollendet“ zu sein. der weg bringt das ganz von allein mit sich, wenn wir irgendwann umfallen. lass mich einfach mit dir gemeinsam diese seltsame welt erkunden, diese merkwürdigen wege laufen. manchmal werd ich dich dabei tragen. manchmal du mich. aber wir kommen weiter. and then let me love you for just keep going on. let me love you any way. any. motherfucking. way.