on the way
und dann kam der tag, an dem er ihr die frage aller fragen stellte:
liebst du mich?
ihre antwort kam unwillkürlich und sofort: ja klar. und er fragte: warum? warum liebst du mich? und sie sagte: weil du du bist.
und er fragte: woher weisst du, dass du mich liebst?
und das, fand sie, war eine sehr interessante frage.
woher weiss ich?
was weiss ich?
ich weiss, dass ich MICH liebe. definitiv. meine liebe zu mir ist ein stiller, ruhiger fluss. ich fühle mich völlig sicher in ihm, ich bin, die ich bin.
lange war mir das nicht bewusst, lange habe ich meine selbstliebe an der wertung andere gemessen. bis ich begriff, dass die liebe nicht wertet. alle wertung ist eine abkehr von der liebe. liebe nimmt einfach an, sie ist völlig neutral, völlig wertfrei. wertung kommt aus einem kontext, einer erlernten weltsicht, heraus, und diese ist gefärbt durch die unterschiedlichsten erlebnisse und erfahrungen. die liebe ist älter als das. sie war immer da, von anbeginn zu anbeginn, ist das leben selbst. die liebe sucht nicht. sie braucht nicht. sie fragt nicht. sie wertet nicht. sie ist. liebe ist, ein wesen so zu sehen, wie es wirklich ist – und es als genau richtig zu begreifen. keine aufwertung, keine verbesserung, keine abwertung, keine verschlechterung. sondern einfach staunendes begreifen, hingabe an den moment.
liebe hat viele helfer. sehnsucht, extase, heilung, schmerz, trauer, zorn, eifersucht, bedürfnisse. es ist sehr leicht, diese helfer mit liebe zu verwechseln.
die gesellschaft misst die stärker unserer liebe an den begleiterscheinungen, die sie mit sich bringt – man soll eifersüchtig, sehnsüchtig, …sein, damit andere sehen, wie ernst man es meint.
nein, das ist keine liebe. das ist die suche nach liebe. die suche nach vervollständigung, nach erfüllung, nach dem ende der leere in der eigenen seele. diese leere sucht nach besitz, sie hat angst, alleine zu sein, eine tiefe kindheitsangst.
und diese wird auf den geliebten partner, freund, kind, elternteil… projeziert: gib mir, was ich selbst nicht habe! erfülle mich, mach mich ganz, gib mir sicherheit!
hier entsteht aus einem urbedürfnis heraus ein wunsch nach nähe, nach wärme, nach verständnis. doch wenn ich dieses bedürfnis im anderen zu befriedigen suche – dann bin ich abhängig vom anderen, von seinen launen, seinem bedürfnis mein bedürfnis zu befriedigen.
ist das liebe? oder ein vertrag, den man schliesst: du gibst mir, ich gebe dir?
liebe wertet nicht. sie ist. liebe kämpft nicht. sie ist. liebe sucht nicht. sie ist. sie ist in überfülle da. sie kann weder gegeben noch genommen werden. sie ist. was wir geben können, ist unsere aufmerksamkeit, unsere hingabe, unsere lebenszeit.
viele nutzen diese als handelsware: aufmerksamkeit gegen zuneigung, gegen geld, gegen sicherheit. und so entstehen be-ziehungen: ein bezug von etwas, ein nehmen und geben.
nun kommt die frage auf: sind beziehungen sinnvoll? nun, ich würde antworten: je nach horizont des bezuges. wenn ich besitzen will, bin ich besessen: von der idee, besitzen zu wollen. wenn ich jmd behalten will, bin ich behalten: von meinen sicherheitsbedürfnissen. wenn ich gebraucht
werden will, gebrauche ich: den anderen als regisseur meines lebens. all diese romantischen dinge sind wunderschön, ohne frage. wir haben sie so gelernt. wir haben als kinder gelernt, dass wir verträge eingehen und bewahren müssen. heute sind wir erwachsen: wir müssen nicht mehr brav sein, damit mama gute laune hat. müssen nicht mehr still sein, damit papa nicht wütend wird. müssen nicht mehr tantes küsse aushalten, nur weil man das so macht. wir sind stark und frei und schön und wild. wir sind nicht unsere vergangenheit. wir sind jetzt.
zur selbstliebe gehört freiheit. die freiheit, zu sein, die freiheit, alles zu leben, was man träumt.
freiheit bedeutet, die eigenen grenzen zu wahren, anzuerkennen, aufzulösen, zu stecken. frei ist man nur in sich selbst. im innen, so im aussen, im mikrokosmos der gedanken entsteht der makrokosmos des ich-bin, der umwelt, des ganzen seins.
und da beginnt und endet die liebe: ich brauche nicht zu fordern. es ist alles da. ich brauche nicht zu halten. es ist alles da. ich brauche nicht zu sorgen. es ist alles da. wir alle sind genau jetzt genau hier, und jeder schritt war genau richtig auf dem weg hierher. die vergangenheit ist eine geschichte, die zukunft auch, beide gibt es nicht. nur das jetzt gibt es.
wenn ich auf ein ziel hinarbeite, denke ich an das ziel und nicht an das jetzt: so entstehen scheinbare fehler und probleme. letztendlich sind das doch immer nur kleine anstupser der eigenen seele: bist du wirklich hier? bist du wirklich jetzt?
zwei dinge können niemals gleichzeitig am selben ort zur selben zeit auf derselben ebene existieren. also: wo sind meine gedanken? hier, jetzt, aufmerksam? oder sind sie auf eine situation gerichtet, die war oder sein wird: dann, später, illusion?
also antworte ich: ich liebe. ich liebe mich. und so sehr, wie ich mich liebe, kann ich dich lieben. kann ich dich sehen. kann ich dich annehmen. alles, was ich an mir verurteile und werte, werte ich auch an dir. deshalb lasse ich das werten los, und begreife dich staunend als geschenk des augenblickes. ja, ein teil von mir will es festhalten, will dich besitzen, diesen zustand bewahren. und ich nehme mein inneres kind, das diese sehnsucht hat, in den arm. ja, wir haben bedürfnisse. wir werden sie immer haben, liebes kind. doch schau: wir bekommen entweder jeden tag neu ein wunderschönes geschenk – oder wir betrachten es als selbstverständlich, weil es immer da ist. was wünschst du dir, liebes kind? willst du jeden tag neu geliebt sein, achtsam, immer neugierig, immer lauschend? oder jeden tag einfach als besitz eines anderen leben, unachtsam, einfach alle tage alltag?
wir wissen die antwort. und so kann ich sagen: nein, ich bin nicht eifersüchtig. ich suche nicht. nein, ich bin nicht besessen. ich besitze nicht.
ich kann keine sicherheiten versprechen, kann nicht versprechen, was ich nicht weiss.
ich achte darauf, wahr zu sprechen, meinen wahren willen auszudrücken, weil er meine wirklichkeit wird. ich bin es mir wert, mich nicht mehr selbst zu belügen.
und das schliesst ein, dass ich nicht für mein zukünftiges ich sprechen kann. genauso, wie du für deines nicht sprechen kannst. wir existieren jetzt, das später ist nicht geboren und damit nicht da. wir können träumen, aber versprechen können wir nicht. wahr sprechen heisst wirklichkeit schaffen.
was ich versprechen kann, ist dieses:
ich achte dich. ich begreife dich täglich neu, immer mehr, immer tiefer. ich staune, wie schön du bist, und ich versuche immer, im moment zu leben: deine weiche haut immer neu zu spüren, dich zu umarmen, als sei es das erste und letzte mal. dich in mir zu spüren, meine lust in deinen augen gespiegelt zu sehen, in dein wesen einzutauchen, alle blockaden fallen zu lassen.
dich in mich aufzunehmen, dich zu sehen, zu spüren, zu schmecken, zu riechen, zu fühlen, deinem strahlen mit offener seele zu lauschen.
du bist für mich ein märchen, so vertraut und immer neu erzählt, und immer wieder spannend. und so verspreche ich, spreche ich meine wahrheit aus:
ich will mich immer wieder bemühen, immer wieder so gut ich kann versuchen, dich im moment zu sehen. dich nicht zu vergleichen, keine muster aufzubauen, keine trugbilder. bitte weise mich immer wieder darauf hin, im alltag des lebens. ich bin perfekt für mich, perfekt für dich kann ich nur mit dir gemeinsam sein, immer wieder neu. ich will mich mit aller hingabe, die ich habe, auf den moment konzentrieren, dich immer neu kennenlernen, nicht so, wie ich dich haben will – sondern so, wie du gerade bist. ich will deine trauer, deinen zorn, deine hingabe, deine freude, deine schönheit immer neu begreifen. ich will mit dir unsere fragen anschauen, unsere ängste, unsere trigger: immer wieder neu.
bitte verändere dich nicht für mich. verbessere nichts für mich. versuche nicht, an dir zu arbeiten für mich. alles, was du für dich und deine selbstliebe tust, ist gut. und es wird mich freuen, weil es dir gut tut. je mehr du dich liebst, desto mehr kannst du mich lieben. je selbstsicherer du bist, desto sicherer bin ich mir. du bist mein spiegel und ich deiner. ich habe mich in dich so verliebt, wie du jetzt bist, genau so. und ich will es immer wieder neu tun. ich will mich in einen authentischen menschen verlieben, nicht in ein mir zuliebe erschaffenes trugbild. sei ehrlich. sei offen. sei jetzt. immer wieder jetzt. und genau so, wie du bist. du kannst nichts richtig und nichts falsch machen, wenn ich dich mit achtsamen augen anschaue. und ich lade dich ein, das bei mir auch zu tun.
ich liebe dich so, wie ich mich liebe, und so liebe ich alle wesen: ein spiegel meiner selbstliebe. bei dir kommen die freunde der liebe hinzu: vertrauen. begehren. hingabe. lust. wärme. sicherheit. miteinander. freude. gemeinschaft. das, was ich sonst mit vielen menschen, mit vielen wesen teile, vereinst du alles in deiner person. und das macht dich für mich so einzigartig und wunderschön.
du bist damit für mich besonders. unaustauschbar. unter allen möglichen kombinationen des würfelspiels des universums die eine, die auf mich passt.
das heisst für mich: ich liebe dich. an dir gibt es nichts, was ich auf- oder abwerten müsste, weil es mir selbst fehlt. ich bin du, und du bist ich. und so viel mehr.