Müde vor einem neuen Spiegel-Ich stehend
Geboren aus Erwartungen und Träumen
Die nie meine eigenen waren.
Ein schönes Gemälde soll ich sein
Makellos und ewig gleich, sicher und starr
Der Künstler schreibt Attitüden auf meine Haut
Kleidet mich in verliebten Samt
Bedeckt meine freien Glieder mit verehrender Seide
Malt meine Seelenkrone aus Blattgold, filigran und unantastbar zerbrechlich.
Eine schöne Chimäre blickt mich an
Aus gefiltertem Blick, fragt verletzt:
Warum genügst Du nicht?
Warum kannst Du nicht ich sein?
Du musst perfekt sein für ihn, damit er es für sich sein darf
Und seine alten Spiegeldämonen schweigen.
Beweg dich nicht, das zerstört das Bild. –
Und so stehe ich müde
Und mein Mund flüstert leise: er will nicht mich.
Das, was er wollte, schläft jetzt behütet im gläsernen, glitzernden Sarg
Hinter seinen Augentüren, bewacht und von 7 Sehnsüchten verteidigt
Zu zerbrechlich, um mit mir zu wachsen und zu leben.
Ich wecke es nicht auf, Glassplitter tun weh.
Schlaft gut, ihr zwei, ihr Schönen.