
Oh, Merle.
So langsam kommt es an.
Ganz langsam. Diese unfassbare Leere, die nur eine Fellgefährtin hinterlassen kann, die über die Regenbogenbrücken geht.
Katzenkind, Liebste, AlteGuteBeese, Merlönchen, Mopswurscht, Alte Ziech, Beeeese!, Du Allerschönste, Beeeby, Merlone, Rumpelwicht, Alte Tschonk, Allerbeste.
Meine Gefährtin auf so vielen Wegen.
Ich habe dich in deinem Sterben begleiten dürfen, es war ein Genickbruch durch einen Autounfall, und wir alle, auch der Fahrer, waren so fassungslos. Ich habe dich halten dürfen, bis die letzte Kraft aus deinem Körper wich. Deine Weichheit und Wärme hinübertragen dürfen in eine neue Welt voller guter Beute.
Die Katzenherrin kam persönlich, ist mit dir über die Wiesen gerannt, hat dich liebevoll wie ein Kätzchen im Nacken gepackt und mitgenommen. Wir sind alte Bekannte, sie und ich, und nirgends bist du besser aufgehoben. Deine Schwester ist auch bei ihr, und ich höre sie zufrieden und liebevoll schnurren.
Meine Fellkinder, eins wurde 16, eins 6, eins 26, eins 3, eins 8 Jahre jung. Paul, August, Huschel, Mim, Merle. Huschel, meine Katzenfrauenkönigin, über sie gibt es so viele Gedichte und Geschichten, ein ganzes Buch voll. Kaphilo, Kätzerische Philosophie, und Du, Merle, ihr so ähnlich und doch nicht gleich. Meine Katzenfrauenköniginnen!
Doch der Wert eines Lebens bemisst sich nicht an den Jahren, sondern an den Geschichten. Und derer haben wir viele geschrieben. In Büchern, in Bildern, in die Wiesen, in kostbaren Momenten, in Fell und Haar.
Jetzt schläft dein wunderbar weicher flauschiger Körper unter Walnuss und Linde, der Königsfarn meines Urgrossvaters wacht über dich, meine Katzen-Königin. Ein gutes Leben, ein guter Tod, ein gutes Erinnern. Hollerbeeren in deinem Schoß, möge ein Holler daraus sprießen!
Nachbarn und Freunde waren da. So viele, die deine Liebe geteilt haben. Das Rudel ist da, und du in uns, überall um uns herum. Aus den Augenwinkeln sehen wir dich im Garten jagen, im Haus tanzen, neben uns im Bett schlafen, streicheln im Traum dein zerzaustes Fell. Du schnurrst nachts in meinem Bett, Ronja spürt dich eins ums andere Mal, und die Kuhle, in der du lagst, ist immer noch schwer und warm.
Ich wache auf, taste nach dir, und was bleibt, ist nur der Nachhall und diese unfassbare Leere, wo doch warmes Fell und Hingabe sein sollte, eine Hingabe, die nur wir beide verstehen.
Im Rollenspiel DSA hat die Hexe lange Zeit -8 auf alle Würfe, wenn der Familiar stirbt – und so fühlt es sich an, ich taumle halb blind von einem Tag in den anderen, mir fehlt so viel Kraft. Das Begrüßtwerden, das stundenlange Kuscheln, die gemeinsamen Wege, das liebevolle „Altegutebeeeeeese!“, das mit einem „Mamamamamewprrrruuuu“ beantwortet wird. Und am Meisten: dein stilles Da-Sein und mir mit einem Zwinkern versichern, dass die Welt noch steht und wir füreinander da sind.
Gefährtin, Schönste meiner Katzenfrauen, ich liebe dich. Du fehlst. Du fehlst so sehr.
Gute Jagd, mein Kind. Vielleicht teilen wir ein nächstes Leben voller Wärme und Purr miteinander.
I slow blink you so much.